Bei der Para Ruder-Europameisterschaft im ungarischen Szeged, die von Cheftrainer Marc Stallberg im Vorfeld in allen Booten „nicht erfolgs-, sondern aufbauorientiert“ gesehen wurde, sicherte sich das deutsche Team zweimal Silber. Manuela Diening bestätigte ihre hervorragende Form im PR1-Einer der Frauen und sicherte sich in einem starken Feld ebenso die Silbermedaille wie etwas überraschend auch der neu formierte PR3-Mixed-Zweier mit OSP-Athlet Jan Helmich und Hermine Krumbein.
Nicht am Start war bei der EM der deutsche PR3 Mixed-Vierer. Der Grund: Kathrin Marchand war nach dem Trainingslager in Sevilla vier Wochen lang verletzt für das Wassertraining ausgefallen. Bei einem Trainingslager in Köln steigt sie wieder ins Boot ein, das sich nun gleich auf den Weltcup in Luzern vorbereitet. „Wir wollten mit Kathrin kein Risiko eingehen, deshalb haben wir auf den EM-Start verzichtet“, sagt Stallberg.
Nachfolgend ausführliche Rennberichte von Hans Strauss (DRV):
Manuela Diening in großer Form
Para-Ruderin Manuela Diening (RV Münster) sorgte für die erste DRV-Medaille bei diesen Europameisterschaften. Im PR1-Einer der Frauen holte sie hinter der Norwegerin Birgit Skarstein, der sie im Ziel nur eine Bootslänge Vorsprung ließ, zum zweiten Mal nach 2022 in München eine EM-Silbermedaille. Ihre gute Verfassung hatte die 32-Jährige bereits im Bahnverteilungsrennen gezeigt, als sie den zweiten Platz belegt hatte und sogar erstmals vor der Para-Ikone Skarstein ins Ziel gekommen war. Im Finale war Skarstein jedoch wieder gewohnt unantastbar und ließ sich vom Blitzstart der später nur viertplatzierten Israelin Moran Samuel nicht beeindrucken. Diening ließ es am Anfang erneut langsam angehen und lag nach den ersten 500 Metern auf dem sechsten und letzten Rang. Kurz nach der 1000-Meter-Marke hatte sie sich aber schon auf den Bronze-Rang vorgearbeitet und attackierte bei 1500 Metern auch die nun führende Skarstein. Weiter ging es nicht nach vorne, aber Dienings Einstieg in die paralympische Saison war dennoch äußerst vielversprechend. „Das war ein typischer Rennverlauf von mir. Jeder weiß, dass der Start absolut nicht mein Ding ist. Ich werde das irgendwann nach der EM üben“, versprach Diening schmunzelnd. Über ihre Aussichten bei den Paralympics zu sprechen, hält sie für verfrüht: „Bis Paris sind es noch vier Monate, die Konkurrenz schläft nicht, es kann sich noch einiges bei mir als auch bei den anderen Ruderinnen ändern. Von daher kann man dazu noch gar nichts sagen.“
Hermine Krumbein/Jan Helmich trotzen den Umständen
Der PR3 Mixed-Zweier holte überraschend ebenfalls Silber. Die angeschlagene Hermine Krumbein und Jan Helmich (RK Normannia Braunschweig, RC Hansa Dortmund) hatten im Vier-Boote-Feld die dem Wind ausgesetzteste Bahn. Auf den zweiten 1000 Metern zeigten sie aber viel Biss und arbeiteten sich von Platz vier nach vorne, überholten Frankreich und die Ukraine. Im Ziel war nur Großbritannien vor dem deutschen Boot. „Wir hatten gar nichts von diesem Rennen erwartet, weil bis gestern Abend noch gar nicht feststand, ob wir starten können. Umso schöner ist dieses Ergebnis“, freute sich Jan Helmich. „Ich habe in den letzten Tagen mehr geschlafen als ich wach war, um heute so fit wie möglich zu starten“, sagte Hermine Krumbein.
Marcus Klemps Trainingsrückstand zu groß
Für Marcus Klemp (OR Rostock) war im Finale des Männer-Einers PR1 mit seinem Trainingsrückstand nichts zu holen. Anders als von ihm in Bestverfassung gewohnt, fuhr er dem Feld durchgehend hinterher und wurde Sechster. Europameister wurde der Ukrainer Roman Polanksyi.
Quelle: DRV / Hans Strauss
Fotos: meinruderbild